Das Hochzeitskonto – Warum Paare heute anders schenken lassen
Zwischen Blumensträußen, Bäumchen und dem Wunsch nach einem echten Tag mit allen
Es war ein ehrlicher Moment während eines Hochzeitstages, an dem ein Paar mir etwas anvertraute, das in der Welt von Hochzeiten selten offen ausgesprochen wird. Sie hatten vor ihrer Feier ein eigenes Hochzeitskonto eingerichtet. Und sie hatten allen Gästen im Vorfeld – freundlich, respektvoll, aber klar – mitgeteilt:
„Wir wünschen uns keine Geschenke. Wer etwas geben möchte, darf gerne auf unser Konto überweisen. Alles, was ihr gebt, investieren wir in diesen Tag – in gutes Essen, Musik, Atmosphäre. In einen Moment, den wir mit euch teilen können.“
Eine pragmatische Entscheidung. Und doch auch eine tief berührende. Denn es ging nicht um Geld im klassischen Sinn. Es ging um den Wunsch nach einem Tag, der nicht durch Geschenkpapier definiert ist, sondern durch gemeinsame Erlebnisse.
Der Wandel der Hochzeitsgeschenke
Wer selbst schon Gast auf mehreren Hochzeiten war, kennt es: das Grübeln über ein passendes Geschenk. Die Unsicherheit, ob das ausgesuchte Teeservice oder der gravierte Weinkühler wirklich Freude macht. Die Sorge, unpersönlich zu wirken, wenn man „nur Geld“ schenkt.
Und Paare? Die öffnen nach der Hochzeit oft Kartons mit gut gemeinten Dingen, die nicht ins eigene Leben passen. Dreifach geschenkte Bildbände. Küchengeräte, die längst vorhanden sind. Dekoelemente, die nie aufgestellt werden. Und ja – auch „symbolische Geschenke“ wie der inzwischen immer häufiger verschenkte Baum zur Hochzeit.
Kleine Recherche am Rande:
Das Schenken von Bäumen zur Hochzeit ist in den letzten Jahren tatsächlich zu einem Trend geworden – meist im Kontext von Nachhaltigkeit und Symbolik. Ob als Gutschein für eine Baumpflanzung in einem Waldschutzprojekt oder als kleiner Obstbaum für den eigenen Garten: Die Idee ist gut gemeint. Doch nicht jedes Paar hat den Garten. Und nicht jede Ehe braucht ein Symbol im Blumentopf.
Zeit statt Zeug – der Perspektivwechsel
Immer mehr Paare wünschen sich:
Erinnerungen statt Dinge.
Ein stimmiges Menü, Live-Musik, eine besondere Location oder ein Fotograf, der genau die Bilder festhält, die später das Herz berühren – all das kostet. Und all das kommt allen zugute. Auch den Gästen. Denn sie werden Teil von etwas, das sich gut anfühlt, das verbindet und im besten Fall lange nachwirkt.
Ein Hochzeitskonto ist deshalb kein Ersatz für Geschenke – sondern eine Einladung, an etwas teilzuhaben, das größer ist als ein Päckchen. Es sagt: „Hilf uns dabei, diesen Tag besonders zu machen.“
Wie man ein Hochzeitskonto kommuniziert
Natürlich ist dieses Thema sensibel. Nicht jeder versteht den Wunsch sofort. Manche halten Geldgeschenke für unpersönlich, andere empfinden klare Aussagen dazu als zu direkt. Deshalb braucht es Fingerspitzengefühl – aber auch Offenheit.
Eine mögliche Formulierung in Einladung oder Website könnte sein:
„Euer Kommen ist das größte Geschenk. Solltet ihr dennoch etwas beitragen wollen, freuen wir uns, wenn ihr uns dabei unterstützt, diesen Tag unvergesslich zu gestalten. Dafür haben wir ein gemeinsames Hochzeitskonto eingerichtet.“
Alternativ lassen sich QR-Codes oder kleine Kärtchen mit IBAN stilvoll in das Hochzeitsdesign integrieren – als Teil des Ganzen, nicht als technische Fremdkörper.
Fazit: Es geht nicht um Geld. Sondern um Bedeutung.
Ein Hochzeitskonto steht nicht für Konsum. Es steht für Klarheit. Für Wertschätzung. Und für einen Perspektivwechsel:
Weg vom Schenken um des Schenkens willen – hin zu einem bewussten Gestalten des Moments.
Denn was bleibt, ist nicht der fünfte Blumenstrauß.
Sondern das Leuchten im Raum, das Gefühl von Gemeinsamkeit.
Und ein Tag, der nicht von Dingen überlagert wurde,
sondern von echter Nähe.
Rechtlicher Hinweis:
Dieser Beitrag dient der redaktionellen Aufbereitung und persönlichen Meinungsäußerung zum Thema Hochzeitskonto. Er stellt keine steuerliche oder rechtliche Beratung dar. Die Einrichtung eines Hochzeitskontos erfolgt ausschließlich in Eigenverantwortung des Brautpaares. Für individuelle steuerliche Fragestellungen wird empfohlen, einen Steuerberaterin oder rechtliche Fachstelle zu konsultieren.